KFC
Uerdingen – FC 1:1, 3:5 n.E. - Krefeld-Doppler in 24 Stunden...
Am 11./12.12.2001 kam ich in das zweifelhafte „Vergnügen“,
gleich 2 Mal innerhalb von 24 Stunden in der Seidenstadt zu Gast sein zu
„dürfen“!
Zunächst besuchte ich dienstags das Gastspiel der
Kölner Haie in der Krefelder Rheinlandhalle, welches nach einem hochklassigen
Spiel mit einer 2:3-Niederlage aus Haie-Sicht endete, um mit der Hoffnung
auf ein weiteres hochklassiges DFB-Pokalspiel am darauffolgenden Mittwoch
die schmucke Grotenburg heimzusuchen, jedoch diesmal mit dem besseren Ende
für das Kölner Team, womit der FC etwas wundersames vollbringen
sollte: Den erstmaligen Eizug ins DFB-Pokal-Viertelfinale nach 6 Jahren!
Die Nacht verbrachte ich selbstverständlich nicht in Krefeld, sondern
im Dunstkreis der Domtürme im ETAP-Hotel Köln-Porz (€ 36,-/Nacht)
– sehr zu empfehlen für Köln-„Urlauber“ -, wollte ich doch vor
der Pokalsensation noch meine ersten Weihnachtseinkäufe in meiner/unserer
Lieblingsstadt erledigen...
Kommen wir zu den Fakten: So begab ich mich am MI abend
gg. 16.30 Uhr auf die zunächst leere A57 in Ri. Krefeld, auf selbiger
ich ab Neuss nur noch im Stop & Go-Tempo voran kommen sollte, um dennoch
bereits so gg. 18 Uhr die Grotenburg zu erreichen. Wie mir von anderen
Fan-Club-Mitgliedern zugetragen wurde, erlitten sie ähnliches Schicksal
wie beim Spiel in Aachen eine Runde zuvor und erlebten den Zeitpunkt des
Anstoßes nicht vor Ort...
Wie erwartet glich die legendäre Grotenburg eher
einer Saisoneröffnungsfeier des FC im Franz-Kremer-Stadion: Wo man
hinsah, nur Kölner! Letztendlich waren es 20.112 Zuschauer, unter
denen ohne Übertreibung mindestens 13-14.000 Kölner waren! Aber
war das nicht in Krefeld immer so? Nun ja, das war auch die einzig positive
Erinnerung, die ich mit Spielen beim KFC Uerdingen (vormals Bayer 05 Uerdingen)
verknüpfte. Endeten doch meine sämtlichen Besuche in dieser „schmucken“
Arena gleichbleibend nach Grot(t)enkicks mit einem unbefriedigenden Remis
(0:0, 0:0, 1:1, 2:2)! Aber wenigstens brachte ich dieses Mal die Hoffnung
auf ein Schützenfest mit – frug sich nur, von welcher Seite... Der
KFC jedenfalls hatte seine Generalprobe gegen Paderborn durch einen 5:0-Sieg
mit Bravour bestanden.
Da von Seiten des FC bereits über die „Mehrfachbelastung
DFB-Pokal“ geklagt wurde und einer Pleite in Krefeld schon mit Aussagen
a la „Viel wichtiger ist, dass wir in der Liga punkten!“ oder „Die Einnahmen
aus dem DFB-Pokal nehmen wir gerne mit, aber was zählt, ist das Spiel
am Samstag gegen Cottbus!“ etc. vorgebeugt wurde, hatte man von vornherein
nicht viel zu erwarten...
Ewald jedenfalls rotierte wieder kräftig und schonte
die angeschlagenen oder noch nicht ganz fitten Christian Springer, Christian
Timm und Hanno Balitsch und brachte folgende Elf, die den Einzug ins Viertelfinale
bewerkstelligen sollte:
Pröll; Zellweger, Cichon, Song, Keller; Dziwior,
Cullmann, Lottner; Scherz, Kurth, Kreuz
Im weiteren Verlauf des Spieles kamen noch Georgi Donkov
(für Scherze Matthes) sowie in der Verlängerung Alassane Ouedraogo
(für Janosch Dziwior) und Miro Baranek (für Kurthi) ins Spiel.
Das Niveau steigerten sie jedoch auch nicht mehr und die Einwechslung von
Baranek war wohl nur zum Zwecke getätigt, einen sicheren Elfmeterschützen
im Spiel zu haben für den Fall des Elfmeterschießens.
Zunächst begann das Spiel jedoch, wie man es erwarten
sollte: Der FC übte viel Druck auf das Tor der „Ööödinger“
aus und erspielte sich zahlreiche Chancen (Lottner, Kreuz, Zellweger, Cichon),
die jedoch allesamt mehr oder weniger leichtsinnig vergeben wurden. Und
nachdem diese Anfangsoffensive des FC überstanden war, kamen auch
die Uerdinger mal über die Mittellinie und brachten die Abwehr um
Thommy Cichon & Co. ein ums andere Mal ziemlich in Verlegenheit. Markus
Pröll musste doch häufiger als erwartet eingreifen und parieren.
So wurde spätestens in der 2. HZ aus einem Pokalspiel
zwischen einem Erst- und einem Drittligisten ein Kick zwischen zwei ebenbürtigen
Mannschaften, so dass tags darauf in den Gazetten ein Zitat von Markus
Kurth („Die Uerdinger spielen momentan auf Zweitliga-Niveau und wir sind
zur Zeit auch nicht besser als ein oberer Zweitligist!“) das ganze Elend
des FC sehr treffend beschreiben sollte!
Als die Uerdinger Mitte der 2. HZ gerade drauf und dran
waren, die Verlegenheiten in der FC-Abwehr auszunutzen und Kapital aus
den Unsicherheiten des FC zu schlagen, ging dieser doch zu diesem Zeitpunkt
überraschend in Führung: Scherze Matthes setzte sich schön
durch und kämpfte sich mit Ball in den Krefelder Strafraum, legte
ab auf Lotte, Torwart Peiser konnte dessen Schuß nur abklatschen
und Kurthi staubte ab zum 0:1 (62. Min.) – Riesenjubel in rot und weiß
und jeder, dessen Herz für den FC schlägt, erwartete nun die
Fortsetzung von Wattenscheid Anno 1999...
Doch erstens kommt es anders...
Keine 10 Minuten später erhielten die Uerdinger
einen Freistoß auf halblinker Position und der erst kurz zuvor eingewechselte
Chilene Rodriguez drückte den Ball zum verdienten Ausgleich über
die Linie (72. Min.).
Danach waren die Uerdinger (in der regulären Spielzeit)
dem Siegtreffer näher als der FC und es folgten Überstunden,
die man in Hinsicht auf das Cottbus-Spiel nun überhaupt nicht gebrauchen
konnte. In der Verlängerung hatte der FC dann noch einige hochkarätige
Chancen, jedoch blieb es beim 1:1 nach 120 Minuten. Zu erwähnen bleibt
noch, dass kurz vor dem Ende der regulären 90 Min. Carsten Cullmann
ein reguläres Tor zum 2:1 für den FC erzielte, welchem der Schiri
leider wegen angeblichem Abseits die Anerkennung versagte! Danke lieber
DFB...
Es kam also dazu, worauf die Uerdinger 120 Minuten hofften
und wovor der FC große Angst hatte: Das Elfmeterschießen, in
welchem der FC im DFB-Pokal zuvor bereits 6 Mal scheiterte!
Für den FC verwandelten zunächst (relativ) sicher
Jens Keller, Miro Baranek und Lotte, auf Krefelder Seite waren Schmugge,
Maaß sowie Rodriguez erfolgreich, ehe unser filigraner Fußballgott
Georgi Donkov antrat und alle FC-Fans nach einem Herzstillstand (Torwart
Peiser hatte den Ball schon fast abgewehrt, ehe er doch noch ins Tor trudelte)
in kollektiven Freudentaumel versetzte – wie konnten wir je an unserem
Idol zweifeln?? Daraufhin trat der Krefelder (Brasilianer) Emerson an,
Markus Pröll tauchte in die (von ihm aus gesehen) rechte Ecke und
... wehrte den Ball ab, was einige FC-Fans bereits veranlasste, die Zäune
zu übersteigen, ehe Thommy Cichon sich überhaupt den Ball zurechtgelegt
hatte! Dann lief er an und hämmerte das Leder mit all seiner verbliebenen
Kraft und Energie ins linke Toreck und versetze die rot-weiße Fangemeinde
in eine Jubelarie, als seien mit diesem verwandelten Elfer Klassenerhalt
2002, DFB-Pokalsieg, Meisterschaft 2003 und Champios-League-Sieg 2004 auf
einen Schlag errungen worden! Das ganze erinnerte an Wattenscheid 1999
(hatten wir das nicht schon mal?) und Cottbus 2000 zusammen – der Innenraum
war ein Meer in rot und weiß und alles, was nicht niet- und nagelfest
war (Eckfahnen, Tornetze, Rasenstücke, FC-Trikots...) wurde als Erinnerung
an diesen denkwürdigen Abend mitgenommen! Wann hatte man einen derartigen
Erfolg zuletzt mit dem FC feiern dürfen? Nachdem uns dann die Glücksgöttin
küsste und dem FC und seinen Fans bereits im Januar eine Reise nach
Berlin bescherte (Viertelfinale bei Hertha BSC), wusste ich, wieso die
Fangemeinde schon während des Spieles ständig „Berlin, Berlin,
wir fahren nach Berlin!“ anstimmte...
Fazit: Wir sind endlich am Ziel und fahren zum 1. Mal
seit Juni 1991 wieder zum Pokalspiel nach Berlin! Und Georgi ist dabei,
seinem Denkmal unter den Domtürmen endgültig den entscheidenden
Schliff zu geben! Wann hat ein Schütze jemals so sicher einen Elfmeter
verwandelt??? – Und was allen – bei der Pokalsensation anwesenden – erst
tags darauf bekannt wurde, hätten wir die nächste Runde auch
erreicht, wenn wir haushoch verloren hätten, hatte doch der Uerdinger
Coach Jos Luhukay bei den Einwechslungen und der Zahl seiner Nicht-EU-Ausländer
ein klein wenig den Überblick verloren und nach der Einwechslung von
Torschütze Rodriguez für 8 Minuten 4 Nicht-EU-Ausländer
auf dem Feld gehabt! Wieso peilt das beim FC keiner? Wir hätten uns
30 unnötige Spielminuten erspart und jeder von uns wäre knapp
1 Stunde eher im Bett gewesen!